Für eine Wiederauferstehung poetischer Energien sorgt die überraschendste Zeitschriften-Neugründung dieser Tage. Nach zwanzig Jahren hat der Schweizer Lyrik-Editor Urs Engeler seine exzellente Poesie-Zeitschrift „Zwischen den Zeilen“ eingestellt. Zum Glück hat er jedoch eine hervorragende Alternative parat: Urs Engelers neue Zeitschrift nennt sich „Mütze“ – und diese neue „Mütze“ setzt man sich gerne auf, belebt sie doch den Kopf mit aufregenden Texten. Ein poetischer Essay von Werner Hamacher thematisiert die Verbindung von Sprache und Feuer. Bereits in der Genesis kam die Sprache der Offenbarung ja aus dem Feuer – aus dem brennenden Dornbusch sprach Gott zu Moses. In der „Mütze“ finden sich noch weitere Texte, die brennen: Eine erste Übersetzungsprobe eines radikal obszönen Epos des französischen Avantgardisten Pierre Guyotat. Krieg und Begehren, Gewalt und Sexualität werden hier verbunden wie einst in den Schriften des Philosophen Georges Bataille. Hinzu kommen noch Gedichte von Simone Kornappel und Tim Turnbull, letztere in der hervorragenden Übersetzung von Dagmara Kraus. Was in den kommenden Ausgaben der Zeitschrift folgt, sagt der Titel eines Lyrikbands von Ernst Jandl. Er lautet: „Die Bearbeitung der Mütze.“