Im Rahmen seiner Zeitschriftenbesprechung (dieses Mal über die neuen Hefte von „Sinn und Form“, „Park“, „Die Wiederholung“ und „Die Rampe“) für den Saarländischen Rundfunk schreibt Michael Braun über Rainer René Mueller:
… und Elke Erb riskiert in diesem Zusammenhang eine gewagte Definition: „Poesie ist schlichthin Glück.“ Das neue „Park“-Heft veröffentlicht auch Hans Thills schöne Laudatio auf einen poetischen Solitär und Hermetiker, der zwei Jahrzehnte lang an der Armutsgrenze lebte, vergessen vom Literaturbetrieb. Es geht um Rainer René Mueller, in dessen „Lieddeutsch“ sich verschiedene Sprachschichten mischen: das Mittelhochdeutsch der Minnelyrik, das Jiddische, französische Brocken und eine in die Tiefen der deutschen Barbarei führende, extrem verdichtete Sprache der Wortreste in zersplitterter Syntax. Muellers Dichtung, so Hans Thill, ist eine „finstere Materialkunde“, in der die Geschichte des Holocaust in schmerzhaften Fügungen aufblitzt.
Um Rainer René Mueller hat sich auch der Schweizer Lyrik-Editor Urs Engeler verdient gemacht, der nun in der aktuellen Nummer 14 seiner Zeitschrift „Mütze“ eine mikroskopische Einzelbetrachtung eines Gedichts von Rainer René Mueller vorlegt. Die Literaturwissenschaftlerin Chiara Caradonna hat sich hier über Muellers Gedicht „Rißvernähung: Oxygène“ gebeugt, den Text in seiner Zeichenstruktur genauestens untersucht und jedes Bilddetail entziffert. Dieser philologischen Feinmechanik verdanken wir einige schöne Einsichten – etwa den Hinweis auf Kafkas und Muellers Adaption des Mythos vom Gesang der Sirenen. Nach Homers „Odyssee“ und anderen antiken Erzählungen schlugen die Sirenen durch ihren betörenden Gesang vorbeifahrende Schiffsleute in Bann, um sie dann zu töten. Bei Kafka und auch bei Rainer René Mueller finden wir die paradoxe Pointe, das Schweigen der Sirenen sei eine „noch schrecklichere Waffe als ihr Gesang“.
Die ganze Besprechung zu den oben erwähnten neuen Heften ist on line im Poetenladen nachzulesen: http://poetenladen.de/michael-braun-zeitschriftenlese-februar17.htm
Neue und ältere „Mützen“ können hier bestellt werden: https://muetze.me/muetze-bestellen.html