Jan Kuhlbrodt bespricht Mütze #5

Über die Vorzüge der Mütze haben wir an dieser Stelle bereits berichtet. Ein dienendes Kleidungsstück, ihr Sinn die Protektion, und zuweilen dient sie auch als Versteck (bei einem Bankraub zum Beispiel, das Gesicht zu verdecken). Vielleicht können wir das, was diese Mütze birgt, auch als protected text bezeichnen. In sich eben trägt sie ein Universum, das als Engeler-Universum nur grob umrissen wäre. Ähnlich dem Wunderland, das Alice nach ihrem Sturz in den Kaninchenbau entdeckt, treffe ich auch beim Lesen der Mütze #5 auf eine Illustre Population von höchst originellen Autoren und Übersetzern, auf alte Bekannte in einem vollkommen neuem Licht. [Fortsetzung hier, in Signaturen-Magazin.de]

Michael Braun bespricht (die leider bereits vergriffene) Mütze #4

Wie immer hilfreiche Hinweise auf interessante Zeitschriften in Michael Brauns „Zeitschriftenlese“, vollständig zu lesen hier. Der Abschnitt über die Mütze #4:

„Wer sich heute nach Literaturzeitschriften umsieht, die eine strenge Poetik des sprach­reflexiven Schreibens favorisieren, der muss zuallererst zur „Mütze“ greifen, zu der auf anre­gende Weise unbe­rechen­baren Essay- und Poesie-Zeit­schrift des Schweizer Lyrik-Editors Urs Engeler. Die Nummer 4 der „Mütze“ ist ein Wunder­werk an erzähle­ri­scher und lyrischer Sprach­empfind­sam­keit, die sich in diesem Fall mit Extremformen visueller Poesie verbindet. Der fran­zösi­sche Dichter Jean-René Lasalle präsentiert hier einige faszi­nierende „Quadrat­gedichte“, die historisch bis in die frühe römische Antike zurück­reichen und bis zu Gegen­warts­poeten wie Oswald Egger führen. Besonders ein­drucks­voll ist hier die Gegen­über­stellung eines Figuren­gedich­ts von Hrabanus Maurus, eines Mönchs aus dem frühen Mittel­alter, mit einer quadratisch-labyrinthisch kons­truierten Sure aus dem Koran. Hrabanus Maurus hatte als Leiter des Benediktiner­klos­ters Fulda um 810 nach Christus den Figu­ren­gedicht­zyklus „Vom Lob des christ­lichen Kreuzes“ geschaffen, der in seiner typografischen Gestalt dem visua­lisierten Gottes­lob der Koran-Sure sehr ähnelt.
  Ein weiteres Faszinosum in dieser „Mütze“-Nummer ist der Aufsatz des Lyrikers Michael Donhauser, der sehr akri­bisch den Text­bewe­gungen in Adalbert Stif­ters un­voll­endeter Erzäh­lung „Die Mappe meines Ur­groß­vaters“ nach­spürt. Donhauser ent­ziffert den vorge­legten Text­aus­schnitt als Prosa­gedicht, das von der Unbe­grenztheit und Un­be­grenz­bar­keit eines Gartens handelt, den das erzäh­lende Subjekt durch­quert.“