Über die Vorzüge der Mütze haben wir an dieser Stelle bereits berichtet. Ein dienendes Kleidungsstück, ihr Sinn die Protektion, und zuweilen dient sie auch als Versteck (bei einem Bankraub zum Beispiel, das Gesicht zu verdecken). Vielleicht können wir das, was diese Mütze birgt, auch als protected text bezeichnen. In sich eben trägt sie ein Universum, das als Engeler-Universum nur grob umrissen wäre. Ähnlich dem Wunderland, das Alice nach ihrem Sturz in den Kaninchenbau entdeckt, treffe ich auch beim Lesen der Mütze #5 auf eine Illustre Population von höchst originellen Autoren und Übersetzern, auf alte Bekannte in einem vollkommen neuem Licht. [Fortsetzung hier, in Signaturen-Magazin.de]
Archiv für den Monat Oktober 2013
Michael Braun bespricht (die leider bereits vergriffene) Mütze #4
Wie immer hilfreiche Hinweise auf interessante Zeitschriften in Michael Brauns „Zeitschriftenlese“, vollständig zu lesen hier. Der Abschnitt über die Mütze #4:
„Wer sich heute nach Literaturzeitschriften umsieht, die eine strenge Poetik des sprachreflexiven Schreibens favorisieren, der muss zuallererst zur „Mütze“ greifen, zu der auf anregende Weise unberechenbaren Essay- und Poesie-Zeitschrift des Schweizer Lyrik-Editors Urs Engeler. Die Nummer 4 der „Mütze“ ist ein Wunderwerk an erzählerischer und lyrischer Sprachempfindsamkeit, die sich in diesem Fall mit Extremformen visueller Poesie verbindet. Der französische Dichter Jean-René Lasalle präsentiert hier einige faszinierende „Quadratgedichte“, die historisch bis in die frühe römische Antike zurückreichen und bis zu Gegenwartspoeten wie Oswald Egger führen. Besonders eindrucksvoll ist hier die Gegenüberstellung eines Figurengedichts von Hrabanus Maurus, eines Mönchs aus dem frühen Mittelalter, mit einer quadratisch-labyrinthisch konstruierten Sure aus dem Koran. Hrabanus Maurus hatte als Leiter des Benediktinerklosters Fulda um 810 nach Christus den Figurengedichtzyklus „Vom Lob des christlichen Kreuzes“ geschaffen, der in seiner typografischen Gestalt dem visualisierten Gotteslob der Koran-Sure sehr ähnelt.
Ein weiteres Faszinosum in dieser „Mütze“-Nummer ist der Aufsatz des Lyrikers Michael Donhauser, der sehr akribisch den Textbewegungen in Adalbert Stifters unvollendeter Erzählung „Die Mappe meines Urgroßvaters“ nachspürt. Donhauser entziffert den vorgelegten Textausschnitt als Prosagedicht, das von der Unbegrenztheit und Unbegrenzbarkeit eines Gartens handelt, den das erzählende Subjekt durchquert.“